ICH STELLE MICH VOR!
Simone Maurer
Interview by STYLEGUIDE 05.09.2016
PROFESSIONAL PROFILE
Die 38-jährige Wahl-Heidelbergerin arbeitet seit 2010 als selbständige Gestalterin für visuelles Marketing und Merchandising.
"Davon abgesehen, dass ich mein Hobby zu meinem Beruf gemacht habe, liebe ich es am meisten, mich mit Menschen auszutauschen, um gute Gespräche zu führen und gemeinsam zu lachen", verrät Simone Maurer und fährt fort: " Darüber hinaus reise ich viel in der Welt umher und fotodokumentiere fast alles was ich "sammeln" möchte - schöne, skurrile, beeindruckende, fröhliche Motive".
Nach einer klassischen Ausbildung zur Schauwerbegestalterin im Modehaus Engelhorn in Mannheim, erfolgte für Simone Maurer der Umzug nach Chicago: "Ich begleitete meinen Mann, der berufsbedingt in die USA ging. In Chicago arbeitete ich als Freelancer für Marshall Field's on State Street und später fest angestellt für Oilily USA und Macy's on State Street. Nach unserer Rückkehr nach Deutschland übernahm ich die Position VM Team Leader bei H&M in Heidelberg, ehe ich mich dann vor sechs Jahren selbstständig machte", beschreibt die gebürtige Augsburgerin ihren beruflichen Werdegang.
Der Schritt in die Selbständigkeit war für Simone Maurer dabei eine willkommene Gelegenheit, sich selbst weiterzuentwickeln. "Da in meinem Kopf noch so viele Ideen waren, die ich umsetzen wollte, ich aber als Angestellte keine Möglichkeit dazu hatte, blieb mir nur die Selbständigkeit. Außerdem macht es mir Spaß, meine Erfahrungen in Coachings weiterzugeben." Neonpony - so heißt das Unternehmen der Gestalterin, die gesteht: "Der Name meiner Firma war eine schwere Geburt, was bestimmt jeder, der sich damit mal auseinander gesetzt hat, nachvollziehen kann. Letztendlich wollte ich etwas, das meine Persönlichkeit widerspiegelt, Emotionen auslöst und gut im Gedächtnis hängen bleibt. "Neon" steht für mich, für das Kontemporäre und Puristische und "Pony" für das Nostalgische und Emotionale (jeder wollte als Kind ein Pony), welches ich in meinen Dekorationsstil einfließen lasse."
Auf die Frage nach der Faszination des Berufsbildes Gestalter für visuelles Marketing antwortet Simone Maurer: "Es ist vor allem die Vielfalt an Projekten, Menschen, Materialien und Emotionen, die ich darin erfahre. Auf jeder "Baustelle" (so nenne ich die verschiedenen Locations, zu denen meine Arbeit mich führt), kommt man mit interessanten Leuten ins Gespräch. Man tauscht sich aus mit Handwerkern, Ladenbesitzern, Visual Merchandisern bis hin zum Creative Director und Designer und lernt immer voneinander. Etwas, das mich unheimlich bereichert, persönlich wie fachlich, und mich somit immer auf dem neuesten Stand hält."
Das Leistungsangebot von Neonpony ist umfangreich und beinhaltet neben der Konzeption von Schaufensterideen, der Installation von Schaufenstern, In-Store VM und POS auch VM Workshops/Coachings, die Erstellung von VM Guidelines, VM Store Checks und Make Overs, Set up und VM von Messeständen/Special Events, sowie VM in Showrooms oder Styling für Photoshoots. Der Kundenkreis ist dabei, laut Simone Maurer, sehr gemischt: "Ich werde von wirklich kleinen Läden, Cafes und Boutiquen bis hin zu renommierten Firmen (u.a. Hugo Boss, Converse, Blutsgeschwister) gebucht.
An Inspiration für ihre unterschiedlichsten Projekte mangelt es Simone Maurer laut eigener Aussage nie: "Sowohl privat als auch arbeitstechnisch hat es mich glücklicherweise schon an viele Orte verschlagen und mit meinem wachen Auge und meiner Pocket Canon S95 halte ich dabei so viele Eindrücke wie möglich fest. Wer mich kennt, der weiß, dass " Simone immer ein Foto machen muss oder Fotos herzeigen will", so die Weltenbummlerin, die Barcelona als ihre Wunschstadt auserkoren hat. "Ich finde meine Inspiration in einem kitschigen, japanischen Fächer, der in Heidelberg in einem kleinen Restaurant hängt, ebenso wie in den Fenstern und Innenräumen der Flagship Stores der 5th Avenue in N.Y.C:", so die Kreative, deren Mutter nur eineinhalb Stunden von New York City entfernt wohnt.
Angesprochen auf aktuelle Trends und Strömungen im Bereich des VM, berichtet Simone Maurer von den Besuchen zahlreicher Läden, Messestände, Industrie-Lofts und Künstler-Ateliers, die alle bis ins kleinste Detail inszeniert sind: "Dabei wird derzeit viel mit hochwertigen Natur-und Rohmaterialien wie Beton, Sandsteinwände, Kupferrohre, Eisenelemente, Fliesen, gearbeitet. Zudem sind im Verkaufsbereich Deko Elemente eingesetzt, die nach persönlichen Dingen und Sammlerstücken aussehen, um Authentizität auszudrücken!". Auch der anhaltende Einsatz von Grünpflanzen ist, laut Simone Maurer, unübersehbar und verleiht Wohnlichkeit. "Irisierende und perlmutt-schimmernde Materialien habe ich in den letzten zwei Jahren weltweit als weiteren Trend entstehen sehen. Ich persönlich freue mich darüber und hoffe, das er noch etwas anhält. Das ist in meinen Augen so eine " Pony-Nostalgie-Sache". Etwas, das ich schon in den 80zigern geliebt habe", verrät die Neonpony-Inhaberin mit einem Lächeln.
Auch wenn Simone Maurer " erst" seit 15 Jahren in der Branche tätig ist, so konnte sie in dieser Zeit feststellen, wie sich VM, gerade im In-Store-Bereich, enorm weiterentwickelt hat und der Schwerpunkt des Marketings längst nicht mehr nur auf den Fenstern liegt, sondern auch auf der Präsentation des Verkaufsbereichs und dem Einsatz von Neuromarketing. Die Nutzung von Schaufenstern als " Meinungsmacher" bezeichnet die erfahrene VM-Expertin dagegen als "heikles Thema": "Ich denke, renommierte Häuser, die in Sachen VM teilweise mit Künstlern kollaborieren, können mit so einer Marketing-Maßnahme punkten, da es hier sogar teilweise erwartet wird. Sonst aber würde ich davon eher abraten, denn über Politik und Religion spricht man nicht, bzw. man möchte ja keinem Kunden vor den Kopf stoßen."
Text: Philipp Knab
Foto: Cristian Dina
SIMONE MAURER
Ausbildung
2002 - 2005
Abschluss: Staatlich geprüfte Schauwerbegestalterin
Berufliche Laufbahn
2010 - 2023
2008 - 2009
2005 - 2008
Zusätzliche Referenzen
ZU NEONPONY
Style Guide Magazin 2015